Es ist nicht einfach, über einen Toten zu berichten. Lang habe ich mich gegen "Leichen-Marketing" gesträubt.
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Aber irgendwie hat mich dieses Erlebnis geprägt, und zwar mehrfach.
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Es begann ganz einfach: In der Rekrutenschule war eine Grippe ausgebrochen, zahlreiche Rekruten lagen auf dem Krankenzimmer. Gleichzeitig war der Schulkommandant in einiger Aufregung, sollte doch eine meiner Gruppen für eine Abschlussarbeit gefilmt werden. An mich, den Batterie-Kommandanten, erging der Befehl, diese Gruppe eng zu begleiten.
Mittagspause im Feld. Die Gruppe hatte nicht allzu viel zu tun, der Wald war lauschig. Bis einem Rekruten auffiel, dass da einer fehlte. Nun, der Kanonier wurde gefunden, zusammengebrochen auf einem Trampelpfad hoch zum Krankenzimmer, wohin ihn seine Kameraden beförderten.
Abends in meinem Büro klingelte das Telefon. Der Schularzt. Kurzfassung: Der Kanonier litt an einer speziell aggressiven Hirnhautentzündung. Ich sollte beide Einheiten übernehmen und für die Versorgung mit Medikamenten sorgen, der Hubschrauber sei gelandet.
Und siehe da, und plötzlich ist die Krise da. Organisieren und führen war gefragt. Ein sensibler Leutnant insistierte am kurzen Rapport: "Was wenn der Kanonier stirbt?" - "Dann ist das das Problem des Kanoniers. Deines ist Dein Zug." Nein, ich mochte diese Retourkutsche nicht. Aber die Führung funktionierte.
Nachts im Kantonsspital. Ich war in keiner Weise vorbereitet auf den Anblick eines mir bekannten Toten. Noch weniger auf die aufgelöste Mutter und den erstarrten Vater.
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Dann der nächste Morgen - der Batterie Red' und Antwort stehen, wo es keine Antworten gibt.
Sehr viel später rief mich der Oberfeldarzt zu sich - einen uniformierten Divisionär grüsst man selbstverständlich. Auf einen Spaziergang sprach der Zweisternegeneral und Dr. med. manch tröstendes und lobendes Wort.
Manchmal braucht man einfach Hilfe, und in diese kam wirklich völlig unerwartet. Den Film hab ich übrigens nie gesehn.